Die Fotoschule

Die perfekte Kleidung

... mein Tarnumhang ...

Es ist wieder einer dieser Herbst-Nachmittage,


an denen es nicht richtig hell werden will und die nebelige Luft draußen alles Licht aufsaugt, wie ein Schwamm. Auf dem alten schäbigen Sofa in Tante Gertis etwas muffig riechender Wohnküche liegend, bekommst Du glücklicherweise nicht viel davon mit. Du bist eher überrascht, als eine zum Leben erwachte Vogelscheuche vom Bohnenfeld aus dem Garten plötzlich vor Dir steht und Du Dir einen Vortrag über die richtige Kleidung anhören musst. 

Tante Gerti reicht Dir plappernd einen Apfel und Du überlegst noch, ob da nicht mal was war mit roten Äpfeln, Gift und so. Außerdem bist Du etwas entsetzt über Tante Gertis neuen Kleidungsstil, der für Deinen Geschmack etwas zu viel Gothic ist. Das lenkt Dich auch sehr ab, auf den Inhalt des Geplappers zu achten und plötzlich hörst Du ihre Frage und siehst in ihr typisch forderndes Gesicht:

„Was zerstört mehr Bilder, als jede falsche Kameraeinstellung?“

Zack…
und schon sitzt Du wieder in der Falle.
Was könnte die richtige Antwort sein?

Normalerweise kann Tante Gerti vor lauter Ungeduld Deine Antworten nie abwarten und beantwortet ihre teils sinnbefreiten Fragen selbst. Heute schaut sie Dich mürrisch wartend in ihrer schicken Ausgeh-Kleidung an und schweigt.

Tja, was…?!?

Nach einigen, nicht enden wollenden Sekunden, bleibt sie sich glücklicherweise treu und erhebt ihren Zeigefinger:

„Bunte Klamotten!“

Da hättest Du vermutlich noch einige Rate-Runden gedreht, bis Du zu dieser Antwort gekommen wärst. Aber ist es tatsächlich so, dass Tante Gerti nur mal wieder zu lange draußen im Garten-Modder gebuddelt hat, oder ist da was dran?

Tante Gerti hat nicht generell unrecht. Ob ihre Kleidung nun das Maß aller Dinge ist, sei mal dahingestellt. Zumindest werden sich nicht viele Vögel an ihre Bohnen im Garten trauen.

Vielleicht fragst du dich, wie bunte Kleidung einen Einfluss auf deine Fotos haben könnte?

Ich habe mal vor einiger Zeit Fotos im Nahbereich aufgenommen und ärgerte mich über die silberne Chrombeschichtung meiner Kamera. Die war nämlich immer in den Reflexen des Motiv zu erkennen. Da hätte ich lieber eine ganz schwarze Kamera gehabt. Ähnlich kann es sein, wenn Du Motive hast, in denen Du Dich spiegelst. Je heller und kräftiger die Farben sind, die Du trägst, umso eher wirst Du Dich auf Deinen Fotos als Spiegelbild wiederfinden. Insbesondere wenn es darum geht, Autos oder Motorräder zu fotografieren, also generell bei lackierten Oberflächen oder verchromte Motivbereiche. Aber auch alles, was mit Glas zu tun hat, Wasser oder gefrorene Oberflächen. Oft sind es spiegelnde Bildschirme oder einfach nur Gläser auf dem Tisch, irgendeine Flasche, die du nicht beachtet hast, selbst die Brillengläser von manchen Leuten reflektieren.

Natürlich kannst Du vieles retuschieren, ist inzwischen ja überhaupt kein Problem mehr mit KI mal eben nachzuhelfen. Aber auch heutzutage sind die besten Fotos immer noch die, bei denen Du nicht im Nachhinein eingreifen musst.
Daher kann es durchaus Sinn machen, dass Du von vornherein neutrale, dunkle Kleidung anziehst und die Reflexe bei Dir auf ein Minimum reduzierst. Bei vielen Veranstaltungen ist es auch von Vorteil, wenn Du nicht wie ein bunter Vogel laut polternd durch die Gegend trampelst. Ob es bei einer Hochzeit oder in der Kirche ist, es ist von Vorteil, wenn man Dich nicht sofort von weitem schon erkennt. Es macht übrigens auch Sinn, dass Du ein Schuhwerk wählst, das Deine Schritte nicht von allen Wänden fünf mal zurückhallen lässt. Weiche Ton-absorbierende Sohlen sind kein Luxus.

Ob es unbedingt Tante Gertis Vogelscheuche-Look sein muss, das kannst Du ja selbst entscheiden. Es hängt natürlich sehr von Deinem Motiv ab. Wenn Du die Weite der Natur, generell irgendwelche Landschaften, den Oberbruttenscheider Wald, Deinen Traum-Strand am Darß, entfernte Motive oder große Gebäude fotografieren willst, ist es ziemlich egal was du anhast. Du musst also nicht zwangsläufig als Gruftie wie der Schatten-Graf in Schwarz durch die Gegend schleichen, wenn du die Kamera zur Hand nimmst. Bei vielen Motiven erleichtert es Dir aber die Arbeit, da es Dir viel nachträgliches Retuschieren ersparen kann. Wenn die Kleidung dann noch zum Wetter passt, Dich wärmt oder im anderen Fall bei Hitze nicht auslaufen lässt und Dich trocken durch den Regen bringt, passt alles.

Ich hatte die KI gerade schon angesprochen, hier hast Du ein paar Kleidungs-Beispiele für Jung und Alt:

Die vier auffallend gleich gekleideten Fotofans im schicken Schwarz….


Die gibts nicht.

Den Strand und das Meer gibts nicht und die Kleidung, die sie tragen, gibts auch nicht.

Wenn Du dann noch das Gefühl hast, in allen vier Personen irgendwie ähnliche Züge zu erkennen, dann kann das gut sein. Alle vier sind aus einer Grundperson abgeleitet.

Künstlich.

Bunt, wie das echte Leben...


Die beiden tragen in etwa genau die Kleidung, bei der sie sicher sein können, dass sie sich in allem verewigen, was irgendwie auf dem Foto spiegelt.


Was aber eher zum Nachdenken anregt:

Die Fotoschule muss im Jahre 2026 nicht mehr im Archiv nach passenden Beispielfotos suchen. Und gar keine mehr aufwendig erstellen.

Die beiden Fotofans gibts auch nicht, die Kamera nicht, das Dünengras nicht und den Strand auch nicht.

Auch nicht das Meer.


Aber es könnte sie geben, so echt sieht das alles aus. Wie die vier dunkel gekleideten Fotofans oben. Und den Strand auch.






Somit sind wir gleich beim nächsten Thema der Fotoschule, das ich ebenfalls zum x-ten Male neu aufgreife: die künstliche Intelligenz.  

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